Hinter den Bergen
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Während ich im hohen Gras sitze, sitzt du am Tisch und schreibst deine Aufsätze.
Während ich dich ansehen, huscht dein Blick über Buchstaben und Zeichen, die ich nicht verstehe, dabei kannst du doch gar keine Stenografie.
Und dein Stift kratzt sich durch deinen Block, fast denke ich, du bist wütend.
Du willst in die Berge und ich ans Meer. Ich höre Möwen und du schmeißt nur Steine auf sie.
Wenn ich A sage, sagst du nichts. Dabei magst du Struktur doch so sehr.
Vieles hat sich verändert, denke ich. Die Sonne geht von oben auf und nie wieder unter.
Und ich denke, das vermisse ich vielleicht. Den Wind und den Gedanken daran, dass alles irgendwann vergeht. Selbst belanglose Konversation, die schlechten Nachrichten im Fernsehen und das nervige Wespennest auf dem Dachboden.
Deine fiesen Gedanken und das Bananenbrot, das nichts wurde.
Wissen sie denn nicht, wie Staub schmeckt?
Deine Haut glänzt von der Sonne und für einen Moment werden deine Gesichtszüge weich, ich kann mich fast in sie legen. Da ist nichts mehr, das noch zwischen uns passen könnte.
Nichts Gutes und nichts Schlechtes. Nicht Beständiges und nicht Erwähnenswertes.
Nichts, das einen beunruhigen und nichts, das einen glücklich machen könnte.
Und ich weiß nicht, was schlimmer ist.
Das ständige Treten ins Nichts oder das Sich-Verbrennen an immer wieder Vorhersehbarem (dabei wollte man das nächste Mal doch alles besser machen, klüger sein, irgendwie).
Zwischen uns passt nichts mehr und ich denke an Blumen, die in sich eingehen, obwohl man sie doch gießt und ab und an das Licht der Sonne erblicken lässt. Wie gut wir doch zueinander waren.
Ich habe nie verstanden, warum das nicht gereicht hat.
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Prosatext aus dem Jahr 2020
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